Baumschutzsatzung für Bielefeld

Die Wiedereinführung einer Baumschutzsatzung ist in Bielefeld nicht unumstritten. Es gibt viele Gründe dagegen – aus GRÜNER Sicht allerdings mehr Gründe dafür.

In GRÜNEN Reihen wird schon lange darüber diskutiert. Wann ist der passende Zeitpunkt, die Baumschutzsatzung (BSS) wieder einzuführen, die 2001 abgeschafft wurde? Zahlreiche Beschwerden von Bürger*innen, die uns erreichen und eine Anzahl von stattlichen Bäumen, die unlängst gefällt wurden, lassen keinen anderen Schluss zu als: Jetzt ist die Zeit!

Wie alles im Leben: Es gibt immer zwei Seiten. Das gilt für alle Themen (außer Nazikram). Viele Dinge, die für eine Wiedereinführung ins Feld geführt werden, können von den Kritikern als Gegenargument genutzt werden. Hier ein kurzer Abriss (inklusive eines leichten Augenzwinkerns), der aus unserer Sicht wichtigsten Punkte.

CONTRA PRO
Bäume können nicht ohne weiteres gefällt werden. Es entsteht mehr Verwaltungsaufwand. Effektiver Baumschutz. Hürde für gedankenloses Abholzen wird höher.
Große Bäume machen viel „Dreck“ durch ihr Laub. Beitrag zum Klimaschutz: Je älter der Baumbestand desto höher die Ökosystemleistung
Weniger Betonromantik und weniger soziale Kontrolle durch unübersichtliche Gesamtsituation Prägnanter Beitrag zum Stadtbild vor allem in stark versiegelten Bereichen wie der Innenstadt
Erhöhter Pflegeaufwand durch Baumpflegemaßnahmen Baumpflegemaßnahmen sind in jeder Kommune eine Selbstverständlichkeit
Unzumutbarer Baumerhalt beispielweise wenn Schatten die Wohnqualität mindert Baumfällungen in Ausnahmen möglich, wenn sinnvoll
Erhöhter Personalaufwand Zusätzliche Stellen im Umweltbereich stärken das Thema Umwelt in der Stadt. Stellen können durch Bearbeitungsgebühren der BSS teilweise refinanziert werden.
Insektenphobiker haben mehr zu fürchten Mehr Biodiversität. Lebensraum für viele Arten (Pflanzen, Tiere, Pilze)
Eingriff in das Eigentumsrecht Verantwortung für ALLE übernehmen (Eigentum verpflichtet)
Immense Fällwelle vor Inkrafttreten der Satzung Der Baumbestand bleibt langfristig erhalten.
Kurze Lebensdauer durch wechselnde politische Mehrheiten Baumschutzsatzung gehört ins GRÜNE Portfolio
Weniger Arbeit für die Fachärzte Bäume mindern Lärm und filtern die Luft. Das ist gut für die Gesundheit der Bürger*innen
 Höher Grünanteil gilt laut Befragungen als wichtiger Standortfaktor in Bielefeld

 

Zugegeben: Diese Aufstellung ist tendenziös. Das darf sie aber auch sein. Aus GRÜNER Sicht gibt es zu jedem Contra gute Gegenargumente. Letztendlich, liebe Leser*innen müsst Ihr Euch eine eigene Meinung bilden.

Aktuelle Fäll-Beispiele

  • Kastanie und Ahorn am Süsterplatz – gefällt aus Gründen der Verkehrssicherheit
  • Doppeleiche am Bahnhof Brake – gefällt, weil dort ein neues Wohnquartier entsteht
  • Eiche in der Renteistraße – Baustelle für eine Tiefgaragenzufahrt wurde unsachgemäß eingerichtet
  • Alte Linden am Goldbeck-Forum – sollen weichen, weil ihr Schatten den geplanten Museumsanbau stören würde
  • Platane in der Arndtstrasse – gefällt, weil Investor Geld sparen möchte

Dies sind nur einige wenige Beispiele. Sie sprechen aber eine deutliche Sprache: Bäume sind gut und schön, aber bei Planungen oftmals im Weg.

Rettung durch Baumschutzsatzung?

Die Frage ist: Hätten all diese Bäume gerettet werden können, bzw. sind die Bäume wie im Falle Goldbeck-Forum durch eine Satzung zu retten. Die Antwort ist: JEIN. Wenn es um die Sicherheit der Menschen geht (wie im Falle Süsterplatz), lässt auch die BSS keinen Spielraum. Aber zumindest regelt sie, wie die Zukunft auszusehen hat. Bei Fällungen muss adäquater Ersatz geschaffen werden.

Dies ist derzeit für den privaten Bereich nicht vorgeschrieben. Die städtischen Gesellschaften haben zumindest einen Verhaltenskodex in Form der Baumerhaltungsrichtlinie (BER), gemäß der sie im Falle von Fällungen für Ersatz sorgen sollten. Aber wie gesagt: Dies ist eine Richtlinie und keine Verpflichtung.

Auch die vielbeklagten Fällungen entlang von Straßen, sind durch eine BSS nicht immer zu verhindern. Entscheidend ist, wer der Baulastträger ist. Gerade Straßen NRW macht für die Landesstraßen in den letzten Jahren oft durch massive Eingriffe von sich reden.

Aber in vielen Bereichen hilft die BSS. Sie erhält die wertvollen Bäume dort, wo es keinen triftigen Grund gibt, sie zu fällen. Sie hält die Menschen zum Nachdenken an. Muss es denn wirklich die Kettensäge sein oder kann man auch umplanen oder sich mit der Situation, nicht zuletzt im Sinne des Gemeinwohls, arrangieren?

Kein Zweifel

Auch wenn viele Menschen über die Wiedereinführung der BSS schimpfen mögen. Eine Baumschutzsatzung ist fester Bestandteil eines Konzepts zur Erhaltung grüner Innenstadtbereiche, die sich positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirken und der Überhitzung versiegelter Flächen in Zeiten der klimatischen Veränderungen entgegenwirken.

Deswegen, liebe Zweifler*innen und Kritiker*innen: Wir setzen uns in Bielefeld ein für unsere Bäume. Wir wollen gelebten, festgeschriebenen Baumschutz. Und dabei scheuen wir nicht die Kritik aus den anderen politischen Lagern, denn wir wissen: Es geht nicht ohne Baumschutzsatzung in Bielefeld!