12.05.2014: Kultour der Vielfalt – Nachlese

Unsere Stadt ist vielfältig und bunt. Hier leben Menschen verschiedenen Alters, verschiedener ethnischer, sozialer und kultureller Herkunft sowie Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammen. Alle sollen teilhaben am gesellschaftlichen Leben. Heute ist das noch nicht überall möglich. Aber es gibt herausragende Beispiele für gelebte Inklusion.

GRÜNE KultourGRÜNE haben auf einer Reise durch Bielefeld Orte gelebter Inklusion besucht: Ölgemälde. Bilder geschaffen mit dem heißen Wachs brennender Kerzen. Gezeichnete Porträts, zerknüllt, aufgeweicht, zerrissen und wieder zusammengesetzt. Die Werke in den Ateliers des Künstlerhauses Lydda sind so vielfältig wie die rund 200 Künstler*innen, die hier ein und ausgehen. Und ob die Künstler*innen nun eine Behinderung haben oder nicht – das ist den Werken nicht anzusehen und das spielt hier auch keine Rolle.

„Menschen mit Behinderungen wechseln hier von der Nehmer- in eine Geberrolle“, erklärt der Lydda-Leiter Jürgen Heinrich den Grünen Besucher*innen, die im Bus auf die „Kultour der Vielfalt“ gemacht hatten. Das Künstlerhaus ist längst anerkannt weit über Bielefeld hinaus. In Straßburg und Brüssel waren die Werke der Lydda-Künstler*innen schon zu sehen. Die Einrichtung bietet Schüler*innen kulturelle Bildung, den Bielefelder*innen Workshops und den Hochschulen Unterstützung. „Unsere Künstler verlebendigen verkopfte Studenten“, sagt Heinrich.

Auch im Lernpark des TUS Ost an den Heeper Fichten, der zweiten Station auf der „Kultour der Vielfalt“, geht es um Inklusion. „Wir wollen in den Stadtteil 5. Kanton hineinwirken“, sagt der Vereinsvorsitzende Rolf Engels und erklärt den Ansatz von einem bürgerschaftlichen Lernen. „Bei uns sollen sich Menschen begegnen, ihre Verschiedenheit wahrnehmen und ihre Gemeinsamkeiten entdecken – unabhängig von ihrem Alter, Geschlecht und auch ihres religiösen oder kulturellem Hintergrund“. Diesen Ansatz tragen die Mitglieder und haben das mit einem Beschluss deutlich gemacht.

Inklusion beim TUS Ost heißt konkret: Der Verein arbeitet mit Schulen und Kitas zusammen. Der Lernpark mit den Sportplätzen ist jeden Tag offen für alle – auch für Nichtmitglieder. Weil sich mit Karate Gewalt vorbeugen lässt, ist kurzerhand eine neue Abteilung dazu gekommen. Natürlich findet sich eine Lösung für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die so gerne Cricket spielen wollen. Gerade plant der Verein Angebote für Sehbehinderte und hat noch viel vor – alles im Zeichen von gesellschaftlicher Teilhabe.

Auch das Alarmtheater ermöglicht Menschen Teilhabe, die sonst außen vor sind – ehemaligen Süchtigen, Straffälligen oder wie zuletzt bei dem Stück „Da kann ja jeder kommen“ mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. „Theater bewegt“, sagt Dietlind Budde und erzählt den Grünen Besucher*nnen wie sich das junge Ensemble des Alarmtheaters mit den Flüchtlingen das Thema erarbeitete, wie diese so unterschiedlichen jungen Menschen gemeinsam aus der Idee ein Stück formten und auf die Bühne brachten. „Theater stößt Prozesse an und ein Nachdenken über gesellschaftliche Verhältnisse“, erklärt Budde. Gerade dieses Stück blieb nicht auf der Bühne. Kurz vor der Premiere sollten zwei Flüchtlinge Bielefeld verlassen. Das Thema Flucht und Angst vor Abschiebung war plötzlich ganz nah.

„Die Stücke des Alarmtheater bewegen nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler, sondern die Öffentlichkeit“, sagte Oberbürgermeisterkandidat Klaus Rees. „Ihr tragt wichtige Themen und ganz reale Probleme in die Mitte der Gesellschaft. Und das ist eine wichtige Aufgabe.“ Drei Stationen hatte die „Kultour der Vielfalt“ – diesmal. Sicher ist aber schon jetzt, dass die Grünen sie verlängern werden. Rees: „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir heute schon gute Beispiele für Teilhabe, Miteinander und Inklusion haben“.