Windenergie vor Ort nutzen – auch im Teuto?

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Zur Diskussion zum Thema „Windenergie vor Ort – auch im Teuto?” kamen am 19.10.2012 rd. 40 TeilnehmerInnen im Senne-Saal zusammen.

Heiko Rohde, Bezirksvertreter aus Senne, eröffnete den Abend und stellte die Referenten – Oliver Krischer (energiepolitischer Sprecher der GRÜNEN Bundestagsfraktion), Dr. Lars-Holger Sobek (Stadtwerke Bielefeld) und Prof. Dr. Roland Sossinka (BUND Bielefeld) – dem Publikum vor.

Er wies darauf hin, dass im Rahmen der „Potentialstudie Windenergie”, die die Windpotentiale in den einzelnen Kommunen grundstücksscharf abbildet und die im November 2012 vorgestellt werden soll, alle Flächen zu prüfen seien und nicht vorschnell allzu viele Bereiche ausgeschlossen werden dürften.

Dieser Form der intensiven Betrachtung konnte sich Dr. Inge Schulze, die energiepolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion und Moderatorin der Veranstaltung, nur anschließen: „Wenn ma2012 10 Windenergien den Blick über das Umland schweifen lässt, so ist Bielefeld in Sachen Windenergie noch ein ziemlich ´weißer Fleck´ auf der Landkarte. Hier ist noch erhebliches Ausbaupotential zu erkennen, allerdings muss man bei der Auswahl der Standorte sensibel vorgehen.”

Der neue Windenergieerlass der Landesregierung liege bereits seit Juli 2011 vor und ziele darauf, Hürden und starre Vorschriften, die bislang den Ausbau der Windenergie in vielen Bereichen verhindert haben, abzubauen. Mit diesem „Handwerkszeug” soll der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung bis zum Jahre 2020 von derzeit gut 3% auf 15% angehoben werden. Die derzeitige Zielsetzung von 80% Erneuerbaren Energien-Anteil bis 2050 zur Deckung des bundesweiten Strombedarfs könne, so Oliver Krischer, auch nur durch den Einsatz der Ressourcen Wind und Sonne umgesetzt werden – bei der Wasserkraft seien die Potentiale oftmals zu gering und stünden im Konflikt mit dem Naturschutz und weitere Biogasanlagen würden zusehends zu Lasten der heimischen landwirtschaftlichen Flächen und der Nahrungsmittelproduktion gehen. Den Hauptteil an den Erneuerbaren Energien soll hierbei die Windenergie leisten, deren Anteil derzeit bei 7% liegt. Bis 2020 will das Land NRW 2% seiner Fläche für die Windenergie zur Verfügung stellen.

Lars-Holger Sobek sieht die Stadtwerke Bielefeld hier auf einem guten Weg. Die Gründung der Windenergie Westfalen-Lippe GmbH (WWL), zusammen mit Ahlen, Gütersloh und Herford, werde die Energiewende in der Region vorantreiben. In Sachen Wind könne man sich nicht nur auf den Zukauf von Strom aus der Umgebung verlassen, sondern man müsse auch selbst aktiv werden. „Dies bietet Chancen für die Region, unterliegt aber auch Grenzen, welchen Bielefeld als kreisfreie Stadt unterworfen ist.”, bedauert Sobek. Der Ausbau der Windkraft stößt dort an Beschränkungen, wo der Abstand zur bestehenden Bebauung eingehalten werden muss. Wichtig für das weitere Vorgehen ist die Ausweisung konkreter Flächen laut Potentialanalyse. Bei den Stadtwerken befinde man sich bereits in der Vorbereitungsphase und ist zuversichtlich, das Ziel, bis 2020 20% des Energiebedarfes durch Erneuerbare Energien zu decken, zu erreichen.

Roland Sossinka gibt zu bedenken, dass es bei der Energiewende nicht nur darum gehen könne, wie der Strom erzeugt wird, sondern auch darum, Strom einzusparen. Bei der Erzeugung, da stimmt er Oliver Krischer zu, sei aus Sicht des Umweltschutzes den Energiequellen Sonne und Wind der absolute Vorrang einzuräumen. Die Standortfrage der Windräder sei allerdings eine schwierige angesichts der starken Zersiedelung im Bielefelder Raum. Aber nicht nur die Standorte bereiten Probleme, sondern auch die Auswirkungen der Anlagen selbst auf Vögel und Fledermäuse. Hier sind direkte und indirekte Effekte zu beklagen – entweder meiden die Tiere die Bereiche, in denen die Anlagen stehen, oder werden von den Rotorblättern erschlagen, die an ihren Spitzen Geschwindigkeiten von bis zu 300km/h aufweisen können. Dabei sind die größten Verluste laut wissenschaftlicher Studien nicht durch die Rotorhöhen verursacht, sondern liegen in der Struktur der umgebenden Landschaft begründet. Die meisten Tiere fallen Windkraftanlagen in Waldgebieten zum Opfer. Aus diesem Grunde dürfe Windkraft, wenn überhaupt im Wald, dann nur in vorgeschädigten, strukturarmen Gebieten ausgebaut werden. Am Ausschluss von Flora-Fauna-Habitat- (FFH) und Vogelschutzgebieten bei der Berücksichtigung zukünftiger Standorte dürfe nicht gerüttelt werden.

Insgesamt waren sich die Referenten jedoch über eines einig: Die Energiewende muss auch vor der eigenen Haustür stattfinden. Dabei wird jede Kommune vor ihre eigenen Herausforderungen gestellt. Wenn die Hauptpotentiale für den Ausbau der Windkraft in Bielefeld in Waldgebieten zu finden sind, so dürfen diese nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Allerdings müsse man in solchen Bereichen sehr sensibel vorgehen und Schutzgebiete (NSG, FFH, Vogelschutz) bei den Betrachtungen außen vor lassen.