Besuch in der MVA: Strom und Wärme aus Abfällen

P1020387Die GRÜNE Ratsfraktion hat die Müllverbrennungsanlage Bielefeld (MVA) besichtigt und sich über die Pläne der Betreibergesellschaft „Interargem GmbH“ informiert.

Seit Jahresbeginn haben die Stadtwerke Bielefeld wieder das Sagen in der MVA. Denn im vergangenen Jahr konnte der städtische Energieversorger Anteile der Interargem für 130 Millionen Euro kaufen und hält jetzt gut 91 Prozent an der Gesellschaft, die  neben der MVA Bielefeld auch die Abfallverbrennung „Enertec Hameln“ betreibt. Grund genug für die GRÜNE Ratsfraktion sich vor Ort zu informieren.

In der MVA können pro Jahr 400.000 Tonnen Haus- und Gewerbeabfälle verbrannt werden. Damit erzeugt die Anlage Strom, der den Bedarf von 55.000 Haushalten deckt, und Fernwärme für 23.000 Haushalte produziert. Wollte man diese Energie mit Kohle oder Öl erzeugen, würden 50.000 Tonnen fossiler CO2 Emissionen entstehen. Nach Angaben des Interargem Geschäftsführers Rainer Müller ist die Bielefelder MVA mit seiner achtstufigen Rauchgasreinigung noch immer europaweit die sauberste Anlage. „Da können wir uns heute noch bei engagierten Bürgerinnen und Bürgern und Initiativen bedanken“, sagte der Fraktionsvorsitzende Jens Julkowski-Keppler. „Sie haben damals in den 90er Jahren richtig Druck gemacht und so hohe technische Standards erkämpft“.

Übrigens: Im Vergleich mit 14 anderen Anlagen in NRW ist die Bielefelder MVA konkurrenzlos günstig. Hier kostet die Verbrennung von einer Tonne Müll derzeit knapp 80 Euro. In Bonn sind es fast 170 Euro, in Köln immerhin noch rund 130 Euro. Deshalb rechnet die Geschäftsführung der Interargem auch in Zukunft mit einer hohen Auslastung.

Soweit die vielen guten Nachrichten.  Allerdings ist auch dieser vorbildlichen MVA natürlich nicht alles sauber und toll. Schließlich wird dort Müll verbrannt. Zurück bleiben noch rund 30 Prozent der Ausgangsmenge, jetzt als Asche, Schlacke und hochbelastete Abfälle aus der Rauchgasreinigung. Die problematischen Stoffe lässt die Interargem in Salzstollen einlagern. „Fernab vom Grundwasser“, versichert Geschäftsführer Müller. Die nachweislich ungefährlichen Stoffe nutzen Unternehmen im Straßenbau.

In Zukunft wollen die Stadtwerke weitere Anteile der Interargem veräußern. Bisher halten umliegende Kreise und Städte etwa neun Prozent an der Betreibergesellschaft. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Anteile aufzustocken. Auch Kommunen, die bisher noch nicht dabei sind, sollen einsteigen können. “Wir wollen die Beteiligungsquote  weiterer regionaler  Gebietskörperschaften Anteil auf bis zu 24Prozent steigern”, berichtete Stadtwerkegeschäftsführer Friedhelm Rieke der GRÜNEN Ratsfraktion.

Ein neues Geschäftsfeld haben Stadtwerke und Interargem auch schon im Blick. Derzeit wird mit Schadstoffen belasteter Klärschlamm noch in der Landwirtschaft entsorgt – oder wie es so schön heißt „verwertet“. In Bielefeld landet ungefähr die Hälfte des Klärschlamms (25.000 Tonnen) auf den Äckern. Diese Praxis soll geändert werden. „Da könnte die Verbrennung von Klärschlämmen interessant sein”, sagt Rieke. „Wir sehen Handlungsbedarf für ein regionales Klärschlammkonzept. Dafür brauchen wir aber den Anstoß aus der Politik“.

Die GRÜNEN zeigten sich optimistisch, dass dieses Thema im Rahmen der Regiopol-Zusammenarbeit angegangen werden kann.