Bielefelder Altstadt fit für die Zukunft machen

In der Altstadt Bielefelds treffen viele Interessen aufeinander: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Kultur, Lernen, Essen und Trinken, Treffpunkt der Menschen, Verweilen, Passieren. Unter Berücksichtigung all dieser Punkte wird im Rahmen des Modellprojektes Altstadt.Raum, unter breiter Beteiligung der Bielefelder*innen, die Altstadt in Teilen verwandelt, um ihre Stärken weiter herauszuarbeiten. Dies alles zu Gunsten der Aufenthaltsqualität, um mehr Platz und Sicherheit für Kinder zu schaffen, urbane Orte der Kultur zur Verfügung zu stellen und die Gesundheit von Anwohner*innen und Passant*innen vor Lärm und schlechter Luft zu schützen. Kurz: Die Altstadt soll zukunftsfähig werden.

Im Rat der Stadt Bielefeld am 28.05.2021 hielt Dominic Hallau hierzu folgende Rede:

Unsere Bielefelder Altstadt ist attraktiv. Ich gehe oft und gerne mit Besuch von außerhalb in die Altstadt, weil ich sicher weiß, die Altstadt beeindruckt. Das muss und soll so bleiben, deshalb braucht sie eine zeitgemäße Belebung. Die Bielefelder Altstadt ist so viel mehr als eine Offline-Version von Amazon. Die Altstadt ist Wohnraum und Arbeitsstätte, Dienstleistungszentrum und Kulturort, sozialer Treffpunkt und der Ort für die schönsten Feste der Stadt. Dies bietet kein Online-Shop der Welt.

Damit dies insbesondere nach den Auszerungen durch die Corona-Pandemie wieder zum Tragen kommt, müssen wir unsere Kräfte darauf bündeln, diese Stärken der Altstadt auszubauen. Für den Versuchsaufbau Altstadt.Raum bin ich unseren Fachleuten im Amt für Verkehr und allen Bürger*innen und Organisatoren, die sich aktiv beteiligt haben, sehr dankbar. Er beinhaltet die für uns zentralen Punkte für eine Aufwertung der Altstadt. Er schafft Raum für Außengastronomie, Platz zum Spielen, Orte für Kultur und Möglichkeiten der digitalen Aufwertung. Die Aufenthaltsqualität wird durch die Verkehrsberuhigung massiv gesteigert und die beiden wichtigen Radverbindungen durch die Altstadt werden sicherer und einladender für Radfahrende. Und gleichzeitig bleibt jedes Parkhaus, jeder Behindertenparkplatz, jeder Hinterhof für Menschen, die auf ihr Auto angewiesen sind, erreichbar. Ich bin sicher, der Versuch wird zu einem vollen Erfolg für die Altstadt in Bielefeld, für die Menschen die dort leben, die dort arbeiten und die dort zu Besuch sind.

Ja, nicht jeder Weg zu den Parkhäusern bleibt unverändert. Ich verstehe die Sorge und auch die Wut der Einzelhändler*innen, die in der Pandemie an die Grenzen der Existenz gekommen sind und denen von Land und Bund mehr schlecht als recht geholfen wurde. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass sie trotz mancher Bedenken den Versuch mittragen und unterstützen. Ich kann auch ihren Wunsch nachvollziehen, wir würden beim Waldhof auf Nummer Sicher gehen und die Zufahrt zu den Parkhäusern weiterhin von zwei Seiten ermöglichen. Auf der anderen Seite müssen wir auch das Ziel im Auge behalten, es mehr Menschen in Bielefeld zu ermöglichen, sicher, gesund und klimafreundlichen mobil zu sein. Der Waldhof ist nicht nur eine bequeme Zufahrt zu Parkhäusern, er ist auch eine äußerst wichtige Radverkehrsroute in Ost-West-Verbindung – in 2025 wird man von hier bequem und sicher bis in den Bielefelder Osten mit dem Rad fahren können, wie jeder im Umsetzungskonzept Radverkehr einsehen kann. Wir schaffen hier eine parallele Route zur fahrradfeindlichen Kreuz- und Detmolder Straße – also eigentlich eine Forderung, die ich bei anderen Straßen von CDU und FDP höre.

Zusätzlich bietet eine Sperrung für den Autoverkehr die Möglichkeit, eine das Bielefelder Kunst-Dreieck aufzuwerten. Ich kann mir gut vorstellen, dass Bielefeld Marketing beispielsweise eine sehr ansprechende Verbindung aus Skulpturenpark und Weihnachtsmarkt schaffen kann.

Und letzten Endes liegen zwei Schulen am Waldhof. Ich habe noch keine Debatte erlebt, in der eine Mehrheit gegen eine Verkehrsberuhigung vor einer Schule war.

Bei diesen vielen Faktoren sind wir weiterhin davon überzeugt, dass auch die Fahrradstraße im Waldhof ein Gewinn für die Altstadt sein kann. Deswegen wollen wir sie weiterhin im Versuchsaufbau behalten. Wir werden uns aber schon bei der Bewertung im September genau ansehen, ob die Fahrradstraße Waldhof unseren Erwartungen entspricht. Auf dem Weg zu einer Entscheidung, ob und wie der Versuch am Waldhof im Weihnachtsgeschäft zu pausieren ist, werden wir auch die Stimme der Kaufleute, Anwohner*innen und Verbände einholen. Das legen wir mit unserem Ergänzungsantrag jetzt fest. Und wenn es klare Hinweise gibt, dass durch eine Sperrung über die Weihnachtszeit 2021 nachweisbar unzumutbare Härten entstehen, dann sind wir auch bereit zu reagieren. Diese Flexibilität müssen wir allein schon auf Grund der erschwerten Planbarkeit durch die immer noch aktive Coronapandemie mitbringen.

Aber heute bitten wir darum, dass wir diesen Versuch Altstadt.Raum in großer Gemeinschaft beschließen. Wir legen hier den Grundstein für eine Altstadt, um die man uns nicht nur in Ostwestfalen beneiden wird. Wir werden aufmerksam messen und beobachten, wie der Versuch abläuft. Und gemeinsam werden wir gemeinsam die richtigen Schlüsse ziehen, dass unsere Altstadt der Ort zum Wohnen, zum Arbeiten, zu Verweilen und zum Einkaufen bleibt, den wir so schätzen.

Es gilt das gesprochene Wort.