Inklusion kann nicht mehr warten

Die Grünen haben auf einer Podiumsdiskussion für Inklusion an Schulen geworben – und das Gespräch mit Beteiligten gesucht. „Gerade in Bielefeld haben wir eine lange Tradition von Gemeinsamen Unterricht. Darauf können wir aufbauen“, sagte Lina Keppler.

Exif_JPEG_PICTUREAls Mitglied im Rat und Schulausschuss skizzierte sie auf der Podiumsdiskussion, wie Bielefeld sich auf den Weg zur Inklusion macht: So werden zum Beispiel im kommenden Schuljahr 115 Mädchen und Jungen mit sonderpädagogischen Förderbedarf in die 5. Klasse einer allgemeinen Schulen starten. Weil das mehr als bisher sind, sollen sechs weitere Schulen Gemeinsamen Unterricht anbieten.

Das Thema brennt vielen unter den Nägeln. Über 80 Lehrer*innen, Sonderpädagog*innen und auch Eltern waren ins Theaterlabor gekommen. Einige bezweifelten, dass das Land NRW den Inklusionsprozess mit genügend Personal und Geld ausgestattet hat. Dem widersprach Sigrid Beer, schulpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion: „Wir wollen grundsätzlich weg vom Separieren hin zur Inklusion. Und dabei wollen wir allen Kindern die notwendige Förderung geben“.

Gemeinsamer Unterricht ist aber nicht an allen Schulen gleichzeitig möglich. Deshalb sei es richtig pädagogische Ressourcen zu bündeln. „Wir wollen keine Reisepädagogen, sondern verlässliche Ressourcen“, erklärte Sigrid Beer. Sie räumte aber ein, dass Sonderpädagog*innen fehlen. Deshalb hat das Land 2.300 zusätzliche Studienplätze eingerichtet und zudem 2.500 Qualifikationsplätze für Lehrer*innen geschaffen.

Dennoch sind einige Kollegien verunsichert. „Betroffene Schulen können offene Fragen aber angehen“, sagte Lina Keppler und verwies auf die Beratung des Schulamtes mit vier Kolleg*innen. „Da lassen sich schon viele Unsicherheiten klären und auch Probleme lösen“.

Auch Markus Spiekermann, Leiter der Martinschule in Bielefeld-Gadderbaum, versuchte Mut zu machen und warb für eine noch weiter gehende Inklusion: „In der Sekundarstufe I gibt es noch immer ein Etikettierungsdilemma durch den zielgleichen und zieldifferenten Unterricht“, erklärte er. „Ich hoffe, dass wir endlich von diesem Blödsinn wegkommen und aufhören Kinder zu benoten“. Die Kritik, dass Land breche die Inklusion an Schulen übers Knie, wollte der Schulleiter nicht gelten lassen. Schule sei ein träges System, das Anstöße und auch Druck von außen brauche. Markus Spiekermann: „Jetzt müssen wir uns bewegen und das ist gut so. Inklusion kann nicht mehr warten“.

Auf dem vom Landtagsabgeordneten Matthi Bolte moderierten Veranstaltung waren sich alle einig, dass die schulische Inklusion eine große Herausforderung ist – und auch dass es noch viele Baustellen gibt. So können Kinder mit Integrationsassistent*innen kaum Ganztagsschulen besuchen, weil die Finanzierung ihrer Helfer*innen nur bis mittags gesichert ist. „Wir müssen dringend die verschiedenen Rechtskreise zusammenführen“, sagte Sigrid Beer und fügte für alle anderen Fälle hin. „Melden Sie sich bei mir, wenn Sie Probleme haben. Ich kümmere mich darum!“