Neue Konzepte auf dem Acker

Ein Besuch bei SoLaWi und Silphie: Im Rahmen der zweiten GRÜNEN Sommeraktion der Fraktion trafen sich 25 GRÜNE und Interessierte auf dem Engelingshof in Bielefeld Theesen. Auf diesem Hof geht der Landwirt Jobst Brockmeyer neue Wege, was die Bewirtschaftung seiner Felder betrifft: Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) und Anbau der Energiepflanze Silphie sind die Konzepte, denen er sich widmet.

Bielefelds erste SoLaWi ist ein Erfolgsmodell. Das zeigt die große Nachfrage nach den 60 Ernteanteilen. Diese waren so schnell vergeben, dass Überlegungen laut werden, die Anzahl für 2021 um 20-40 Anteile aufzustocken. Platz ist auf den 2 Hektar Land, die Jobst Brockmeyer der Initiative zur Verfügung stellt, genug. Und mit der Unterstützung des frischgewonnenen Gärtners Julian König steht das Gemüse derzeit in üppiger Pracht auf dem Feld und im Folientunnel.

Auch auf dem knapp 4 Hektar großen Nachbarfeld weht ein zukunftsträchtiger Wind: Hier testet der Landwirt die „Durchwachsenen Silphie“, die als Energiepflanze dem Mais den Rang ablaufen könnte. Sie hat einen vergleichbaren Biomassezuwachs (durchschnittlich) – steht allerdings statt einem bis zu 15 Jahre auf dem Acker, braucht wesentlich weniger Wasser und Dünger als der Mais und auf Herbizide kann aufgrund der Beschattung des Bodens durch das dichte Silphienblattwerk komplett verzichtet werden.

Kerstin Haarmann, GRÜNE OB-Kandidatin: „Die Silphie bietet aus meiner Sicht große Potentiale als Energiepflanze der Zukunft. Sie ist eine gute Ergänzung zu den Regenerativen Wasser, Wind und Sonne. Der Vorteil dieser Pflanze liegt ganz klar in ihrer Mehrjährigkeit und der Schonung des Ackerbodens durch den Wegfall des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln. Ich wünsche mir für Bielefeld mehr solcher Anbauflächen und werde mich für Kooperationen mit den Stadtwerken Bielefeld einsetzen.“

Der rege Flugbetrieb an den Silphienblüten deutet darauf hin, dass auch die Insekten erhebliches Interesse an dieser Verwandten der Sonnenblume haben. Ob es bereits Silphienhonig auf dem Sonntagsbrötchen gibt, verriet Familie Brockmeyer noch nicht – aber denkbar ist es schon.

Ein weiteres Thema lag Jobst Brockmeyer am Herzen. Aus seiner Sicht bieten viele alte Bauernhöfe erhebliche Potentiale für den Wohnungsbau. Die Besitzer*innen werden bislang allerdings von der aktuellen Baupolitik des Landes ausgebremst. Diese besagt, dass im Außenbereich nur drei Wohneinheiten pro Hofstelle zulässig sind.

Jens Julkowski-Keppler, Vorsitzender GRÜNE Ratsfraktion: „Dies ist eine Thematik, der wir uns dringend widmen müssen. Um den Bedarf an Wohnraum in Bielefeld zu decken, macht es Sinn, auf den alten Hofstellen mehr als drei Wohneinheiten zuzulassen. Dies ist besonders für den geförderten Wohnungsbau bei Sanierung im Bestand unterstützenswert. Luxussanierungen mit Zusatzversiegelungen über den eigentlichen, alten Baukörper hinaus, lehnen wir im Sinne des Schutzes der freien Landschaft weiterhin ab.“