Sportentwicklungsplanung

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Zur Sitzung des Schul- und Sport-Ausschusses am 20.03.2012 machten die GRÜNEN gemeinsam mit SPD und FDP zum TOP “Sportentwicklungsplanung” den folgenden Beschlussvorschlag:

Der Schul- und Sportausschuss beschließt:

1. Die Arbeitsgruppe Sportentwicklungsplanung wird beauftragt, auf der Basis des Gutachtens „Grundlagen der Sportentwicklung in Bielefeld” aus dem Jahre 2009, der „Ziele der Sportentwicklung” und der „Eckpunkte für die Sportstättenentwicklung” dieses Antrags

  • einen Sport- und Sportstättenentwicklungsplan zu erarbeiten und dem Ausschuss zur Beratung und Befassung vorzulegen. Eine Entscheidung des Rates soll noch im Jahr 2012 erfolgen.
  • aus den o.g. Zielen und Eckpunkten einen konkreten Kriterienkatalog für die Verwendung der Sportpauschale zu entwickeln.
  • auf dieser Grundlage eine Prioritätenliste für die Verwendung der Sportpauschale ab dem Jahr 2013 vorzuschlagen.
  • die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Sportentwicklungsplanung mit den Empfehlungen zu einem Sport- und Sportstättenentwicklungsplan sollen den Bezirksvertretungen vorgestellt werden.

2. Die Verwaltung wird beauftragt,

  • einen Vorschlag für die Änderung der Gremienstruktur im Bereich der Arbeitsgruppen des Sportausschusses vorzulegen.
  • mit der Arbeitsgruppe Sportförderungsrichtlinien die Sportförderrichtlinien unter Berücksichtigung der Kriterien zu überarbeiten.
  • Investoren bei der Realisierung kommerzieller Sportanlagen unterstützend zu begleiten.

3. Der Sportentwicklungsplan wird mit seinem Kriterienkatalog Basis für zukünftige Entscheidungen im Bereich des Sports.

4. Der Schul- und Sportausschuss wird mit der Entscheidung über einen Sportentwicklungsplan auch eine Prioritätenliste für die Finanzierung und Realisierung der verschiedenen Maßnahmen – kommunalen sowie vereinseigenen – beschließen.

5. Solange dieser Beschluss nicht gefasst ist, werden keine weiteren finanziellen Zusagen gegeben oder Maßnahmen beschlossen (Ausnahme: Sportgelegenheit Am Wiesenbach).

Begründung:

Mit dem Gutachten von Hübner und Wulf „Grundlagen der Sportentwicklung in Bielefeld” aus dem Jahre 2009 liegen wesentliche Grundlagen und Empfehlungen für die Sportentwicklung vor. Insbesondere die Aussagen zum Sportverhalten, zur demographischen Entwicklung sowie zu den Sportstätten sind Basis für die Erarbeitung eines Sportentwicklungsplans.

Ziele der Sportentwicklung

Sportentwicklung in Bielefeld zielt darauf, alle Menschen in Bielefeld in ihren Sportaktivitäten zu unterstützen, ihnen Zugang zu ihrem favorisierten Sport zu ermöglichen und sie zu lebenslanger sportlicher Aktivität zu ermuntern.

Sport heißt Bewegung, Gesundheit, Freude, Wettbewerb, Leistung, Selbsterfahrung, Persönlichkeitsbildung und Teamgeist. Sport ist Teil der Lebensgestaltung sowie positiver Selbstzweck für alle Bielefelderinnen und Bielefelder. Außerdem ist Sport vor allem auch Quelle sozialen Lernens und leistet einen wichtigen Beitrag zur Gewalt- und Suchtprävention. Sein integrativer Faktor kann kaum überschätzt werden. Schließlich wird ganzheitliche Bildung durch ihn erst möglich.

Daher reicht es heute nicht mehr aus, dass Sportentwicklungsplanung sich vornehmlich an der Berechnung fehlender oder überschüssiger Sportflächen ausrichtet. Vielmehr müssen neben dem Leistungsgedanken stärker die vorsorgenden Effekte des Sports in den Bereichen Persönlichkeitsbildung, Gesundheit, Sozialisation und Integration Berücksichtigung finden. Dementsprechend hat der Sport eine zentrale Querschnittsfunktion. Die Zielgruppen sind breit gestreut und erfordern differenzierte Angebote. Sport ist ein relevanter Standortfaktor und ist prägend für die Lebensqualität in unserer Stadt.

Dimensionen der Sportentwicklung

Sportentwicklung berücksichtigt die unterschiedlichen Sinnorientierungen, mit denen sich die Menschen in Bielefeld bewegen: Freizeit-, Gesundheits- und Fitnesssport, Sport in Schulen, Kindertagesstätten und im Bereich der Jugendhilfe sowie ambitionierter Wettkampfsport bis hin zum Leistungssport.

Die Sportentwicklungsplanung greift demographische und gesellschaftliche Entwicklungstendenzen (weniger sportaktive Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – gleichzeitig mehr sportaktive ältere Menschen; Migration) auf:

  • Insbesondere Kinder und Jugendliche sollen möglichst frühzeitig an die Entwicklung motorischer Fähigkeiten als Grundlage für lebenslange sportliche Aktivität herangeführt werden.
  • Die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft führt zu einer Vielfalt an neuartigen Bewegungsformen und Sporttrends. Sportentwicklung muss diesem Rechnung tragen.
  • Sportentwicklung greift die Veränderung der Lebenslagen von Jugendlichen auf, die sich aus den Entwicklungen im Bereich der Ganztagsschule ergeben.
  • Der Sport trägt in besonderer Weise zur Sozialisation und Integration von Menschen bei. Sportentwicklung unterstützt und fördert diese Funktion.
  • Sportentwicklung berücksichtigt auch ausdrücklich Projekte, die die gemeinsame Aktivität von behinderten und nichtbehinderten SportlerInnen sowie von SportlerInnen unterschiedlicher Herkunftsgeschichte fördern.

Akteure

Sport wird traditionell in Sportvereinen ausgeübt. Für den Sport und die weitere Sportentwicklung haben die Vereine eine zentrale Rolle. Sie fördern neben der sportfachlichen Kompetenz in besonderer Weise auch die soziale und gesellschaftliche Verantwortung ihrer Mitglieder. Sportentwicklung in Bielefeld wird daher in enger Beratung mit den VertreterInnen des organisierten Vereinssports betrieben.

Neben den Vereinen gibt es im Sport viele weitere Akteure: Kindertagesstätten, Schulen, Träger der Jugendhilfe, Betriebssportgruppen, Universität, Krankenkassen und kommerzielle Anbieter. Kooperationen unter den verschiedenen Anbietern werden wir auf allen Ebenen unterstützen und fördern.

Der gesellschaftlichen Entwicklung nach Flexibilisierung und Mobilität folgend wird Sport inzwischen von vielen SportlerInnen selbst organisiert und vereinsunabhängig ausgeübt. Sportentwicklung berücksichtigt daher auch die Interessen der nicht organisierten SportlerInnen.

Eckpunkte für die Sportstättenentwicklung

Sportstätten umfassen neben den klassischen, auch für den Wettkampfsport normierten Anlagen auch sogenannte Sportgelegenheiten (z.B. BMX-Bahn, Skateranlagen, Freibäder, Radrennbahn). Viele der sportlich Aktiven bewegen sich zunehmend wohnortnah in der freien Natur, auf Wegen, Straßen und Plätzen. Der gesamte kommunale Raum wird zum Sportraum, der in der Sportentwicklung berücksichtigt wird.

Viele SportlerInnen haben ein Bedürfnis nach sicheren, übersichtlichen und praktikablen Zugangsmöglichkeiten zu ihren Sporträumen. Die Sportstättenentwicklung greift dieses Bedürfnis auf und setzt sich für den Abbau von Zugangshemmnissen ein.

Für Investitionen in Sportanlagen stehen nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung (im Wesentlichen die vom Land NRW jährlich zugewiesene Sportpauschale). Deshalb sollen die Mittel vorrangig für Instandsetzung und/oder Umbau der zukünftig benötigten stadteigenen sowie der vereinseigenen Sportanlagen sowie zur Schaffung von Möglichkeiten für den selbstorganisierten Sport eingesetzt werden.

Bei allen Maßnahmen sind auch die Folgekosten mit darzulegen. Dies gilt insbesondere für die Folge-/Abschreibungskosten von Kunstrasenplätzen, da diese nur begrenzt haltbar sind.

Förderzusagen für konkrete Maßnahmen werden unabhängig von den Besitzverhältnissen (kommunal oder vereinseigen) und der Organisationsform der Nutzung (vereinsgebunden oder vereinsungebunden) nach der zu erwartenden Inanspruchnahme durch die NutzerInnen und unter Beachtung der aus den „Zielen der Sportentwicklung” entwickelten Kriterien erteilt.

Beteiligung

An der Erarbeitung des Konzeptes ist die Arbeitsgruppe Sportentwicklungsplanung zu beteiligen, die sich aus Mitgliedern des Schul- und Sportausschusses, Vertretern des Stadtsportbundes und der Sportverwaltung zusammensetzt. Die Arbeitsgruppe kann weitere Fachleute, Vereine und Institutionen hinzuziehen (Drucksachen-Nr. 0524/2009-2014).

Wir wünschen für die Erarbeitung des Sportentwicklungsplanes auch eine Beteiligung der Schulen (Sportbeauftragte/r), von Akteuren der selbstorganisiert sporttreibenden Menschen sowie der Fakultät für Sportwissenschaften an der Universität Bielefeld oder der Fachhochschule und bitten die Verwaltung, Gespräche zu führen, um diese Beteiligung zu erreichen.

Weitere Begründung erfolgt mündlich!

Gerd Kranzmann (SPD-Fraktion) – Dr. Inge Schulze (Bündnis 90/Die GRÜNEN) – Ursula Burkert (FDP-Fraktion)