Drohender Rauswurf: Rettet das Kulturkombinat Kamp e.V. !

Die Weiterexistenz einer Bielefelder Kulturinstitution steht auf der Kippe: nach der überraschenden Kündigung durch die Bielefelder Falken (Träger des ehemals städtischen Kinder- und Jugendzentrums KAMP), ist höchst ungewiss, wie es ab dem 1. 1. 2011 weitergehen kann.

Jugendkultur vom Feinsten in guter Tradition

Dabei hat das Kombinat die Kulturarbeit im KAMP nicht neu erfunden, sondern die Tradition fortgesetzt, die in den 50iger Jahren mit Tanzveranstaltungen begann und in den 60er und 70er Jahren mit Rock&Roll und Deutschrock fortgesetzt wurde – damals noch unter städtischer Regie. Als die städtischen Gelder für die Jugend(kultur)arbeit vor gut 10 Jahren drastisch zusammengestrichen wurden, formierte sich das Kulturkombinat aus Mitarbeitern, (Ex-) Zivis und Sympathisanten, um einen Fortbestand des Hauses zu sichern. Aus der Absicht und dem großen Bemühen, einen Leistungsvertrag mit der Stadt zu schließen, wurde zur großen Enttäuschung nur ein Nutzungsvertrag mit den Falken (SJD), die in den Entscheidungsgremien, sicherlich nicht zuletzt durch ihre Nähe zur SPD, ein wesentlich besseres Standing hatten, als ein Verein, der außer reichlich Erfahrung im Veranstaltungsbereich, einem guten Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit und jeder Menge Herzblut, nicht viel zu bieten hatte.

So wurde also in den letzten Jahre der Kulturbereich beackert, mit viel ehrenamtlichem Engagement, guten Ideen, aber ohne jegliche finanzielle Unterstützung.  Trotzdem gelang es Jahr für Jahr tausende von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Programm ins KAMP zu locken. Für Profis wie für Newcomer war und ist das KAMP eine gute Adresse, viele Bielefelder Bands hatten hier ihre ersten Auftrittsmöglichkeiten. Den Programmgestaltern machte es Spaß, das Geschick in die eigenen Hände zu nehmen und einen Teil der Bielefelder Jugendkulturszene nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu können.

Fadenscheinige Begründung für Rausschmiss

Geht es nach dem Träger des KAMP, dann soll Ende des Jahres mit alledem Schluss sein! Das Kulturkombinat bekommt buchstäblich die Stühle vor die Tür gestellt, denn die Falken möchten den Nutzungsvertrag nicht verlängern, weil sie dem Haus eine neue Ausrichtung geben möchten und die heißt jetzt hauptsächlich Betreuung von Unter-Dreijährigen, weil es da für auf Landes- und Bundesebene derzeit gute Finanzierungsmöglichkeiten gibt. Für die nichtkommerzielle Jugendkulturarbeit, für die die Töpfe im Moment ziemlich leer sind, bleibt da buchstäblich kein Raum mehr!

Stellt sich die Frage: Dürfen die das eigentlich? Genau das muss jetzt überprüft werden, denn es könnte gut sein, dass in dem geltenden Leistungsvertrag die Kinder- und Jugendarbeit im KAMP ausdrücklich  festgeschrieben worden ist. Und wie die geplante Neuorientierung in Hinblick auf die bevorstehende Diskussion über ein neues Konzept der Kinder- und Jugendarbeit zu beurteilen sein wird, steht noch in den Sternen. Ein Jugendzentrum ohne den Frequenzbringer Kulturkombinat ist jedenfalls nur schwer vorstellbar.

Für die kommenden Sitzungen des Kultur- und des Jugendhilfeausschusses hat die GRÜNE Fraktion Anfragen gestellt,deren Beantwortung erste Aufklärung bringen soll.

Falls es bei der Kündigung des Kulturkombinats bleiben sollte, stellt sich die Frage nach einer neuen Wirkungsstätte für die mittlerweile zur Institution gewordene Initiative. Denn ohne (bezahlbare) attraktive und für Jugendliche gut erreichbare Räume ist eine Weiterarbeit schlicht nicht denkbar. Für die Bielefelder Jugend-Kulturszene wäre das Ende des Kulturkombinats jedenfalls ein herber Verlust. Ob das den Falken auch klar ist? Noch ist Zeit, zu einer anderen Einsicht zu gelangen und den Rausschmiss rückgängig zu machen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!

Weitere Informationen und aktuelle Entwicklungen gibt’s auf der Homepage des Kulturkombinats KAMP e.V. unter www.jz-kamp.de. Dort besteht es auch die Möglichkeit, sich an einer digitalen Unterschriftenaktion zu beteiligen.