Tag der Soziokultur 2012

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Anlässlich des heutigen 2. Bundesweiten Tages der Soziokultur (18.10.2012) erklärt Hartmut Geil, kulturpolitischer Sprecher der Ratsfraktion B90/Die GRÜNEN Bielefeld:

In den Hinterzimmern der Soziokultur entstehen heute oft die künstlerischen Trends von morgen. Die qualitative Einteilung in ,,U” und ,,E”, in ,,Sub”- oder ,,Hoch”-Kultur spielt hier keine tragende Rolle: Soziokulturelle Zentren bieten Räume und Gelegenheit zur Begegnung und gegenseitigen Inspiration unterschiedlicher Kunstsparten zwischen Laien und Profis – generationsübergreifend. Rund 24 Millionen Mal werden bundesweit Veranstaltungen und Angebote der Kulturzentren besucht. Mehr als 14.000 engagieren sich dort ehrenamtlich, leiten Kurse oder kümmern sich um administrative Aufgaben.

Diese breite gesellschaftliche Akzeptanz spiegelt sich jedoch in der allgemeinen Förderpraxis nicht hinreichend wieder. Kategorisch vernachlässigt die schwarz-gelbe Koalition im Bund den Bereich Soziokultur: Mit rund einer Millionen Euro pro Jahr wird die Soziokultur durch die Bundesregierung gefördert. Dies entspricht lediglich 0,09 Prozent des gesamten Kulturetats. Daher begrüßen wir, dass die GRÜNE Bundestagsfraktion mit dem Ziel einer deutlichen Erhöhung des Fonds Soziokultur und einer Verdoppelung der finanziellen Mittel für den Bundesverband Soziokultureller Zentren aktuell Anträge in die Haushaltsverhandlungen für 2013 eingebracht hat.

Die bereits in der letzten Legislaturperiode vom Landtag NRW auf Antrag der Fraktionen von B90/Die GRÜNEN und SPD auf den Weg gebrachte Entwicklung eines Gesetzes zur „Förderung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Bildung” in NRW hat u.a. die Förderung Freier Kulturarbeit und der Soziokultur zum Ziel. Kulturförderung ist bislang aber ganz wesentlich eine kommunale Aufgabe; gerade Kommunen mit Haushaltssicherungskonzepten wie Bielefeld kommen hier deutlich an die finanziellen Grenzen der Förderung – die Krise der Kommunalfinanzen droht zu einer Krise der Kultur zu werden. Wir begrüßen daher, dass mit der Verabschiedung eines Kulturfördergesetzes in NRW u.a. geprüft und sichergestellt werden soll, dass auch Kommunen mit Haushaltssicherungskonzepten oder im Nothaushalt ein Mindestmaß an Kulturförderung und Kulturangebot als freiwillige Aufgabe vorhalten, weiterleisten oder entwickeln können, ohne dass ihnen dieses von der Kommunalaufsicht untersagt werden kann.

In Bielefeld engagieren sich mit dem Alarmtheater, dem Bunker Ulmenwall, der Bürgerinitiative Bürgerwache e.V. und dem Friedenshaus Internationales Begegnungszentrum IBZ vier anerkannte soziokulturelle Zentren; zahlreiche kleinere und größere Initiativen und Einrichtungen der freien Theater- und Kunstszene prägen die kulturelle Landschaft der Stadt. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass der durch den Rat in Gang gesetzte Kulturentwicklungsplan diese wesentliche Rolle deutlich widerspiegeln wird.

Der heutige Tag der Soziokultur ist ein geeigneter Anlass, sich die große Bedeutung der Soziokultur für unsere Kulturlandschaft ins Bewusstsein zu rufen. Soziokulturelle Zentren stehen als Orte der künstlerischen Beteiligung allen Menschen offen. Wir wünschen allen ausübenden Künstlerinnen und Künstlern sowie den Besucherinnen und Besuchern unvergessliche künstlerische Momente in den diversen soziokulturellen Einrichtungen.

Mehr zum Tag der Soziokultur 2012: http://www.tag-der-soziokultur.de/