Jahnplatz: Handeln für bessere Luft statt Mogelpackungen!

„Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!“, getreu diesem Motto geht es zu, wenn aktuell über die Zukunft des Jahnplatzes diskutiert wird. Weil die vom LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen) gemessenen Luftschadstoffwerte die gesetzlich festgelegten Grenzwerte überschreiten, werden lieber „alternative“ Werte gebastelt, die besser ins Konzept passen.

Das Denken und die Argumentation von Handelsverband und einigen Einzelhändlern sind nicht nachvollziehbar. Sie loben den Jahnplatz als „Lebensader“ und „großstädtischer Knotenpunkt“. Doch anstatt den Platz aufzuwerten, mehr Aufenthalts- und bessere Luftqualität zu schaffen, wird an einer breiten Verkehrstrasse festgehalten. Zentrale Punkte in den Innenstädten sollten die Menschen zum Verweilen und Bummeln einladen, nicht durch Lärm und schlechte Luft zu Orten degradieren, die die Besucher möglichst schnell hinter sich bringen möchten.

Anstatt sich  Gedanken zu machen, wie der Jahnplatz, der momentan eher den Charakter einer  Durchfahrtsstraße denn den eines Platzes hat, zu einem Treffpunkt für die Besucher der Innenstadt werden kann, fischt der Handelsverband im Kompetenzbereich des LANUV und stellt eigene Messstationen auf. Dabei bleiben wichtige Punkte, die zu verlässlichen Ergebnissen führen könnten, unberücksichtigt: Verlässlich sind die Daten nämlich nur dann, wenn sie über das gesamte Jahr hinweg erhoben werden. Denn die Luftqualität ist im Winter deutlich schlechter als im Sommer. Die Messungen nur von April bis Juni durchzuführen, bringt keine belastbaren Ergebnisse. All das weiß der Handelsverband, der sich bisher an der Projektgruppe der Stadt zur Verbesserung der Luftqualität beteiligt und auch ein Gespräch mit der zuständigen Stelle bei der Bezirksregierung geführt hat. Aber wenn es der eigenen Argumentation dient, scheinen die Verantwortlichen bei dem Interessenverband gerne ein Auge zuzudrücken.

Diese krude Vorgehensweise findet man in Bezug auf den Jahnplatz aber auch an anderer Stelle: Zur Verbesserung der Luft auf dem Platz möchte die CDU, anstatt den Hauptemittenten Verkehr zu reduzieren, lieber  Kunstbäume, sogenannte „Citytrees“, aufstellen und eine „Grüne Welle“ für den Autoverkehr schalten. Das Ganze wird dann als „innovative Verkehrspolitik“ verkauft. Anstatt endlich Fakten zur Kenntnis zu nehmen, beschimpft die CDU die GRÜNEN und die Umweltdezernentin.

Jens Julkowski-Keppler, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN Ratsfraktion: „Die Ignoranz der CDU ist mittlerweile unerträglich. Anstatt sich mit wirksamem Gesundheitsschutz für die Menschen und den Dieselfahrzeugen als  Hauptverursachern der Luftverschmutzung auseinanderzusetzen, betreibt sie Schönrednerei. Hinhaltestrategien wie die untauglichen „alternativen“ NOx-Messungen führen nicht ans Ziel! Wir wollen eine erhebliche Verbesserung der Luftqualität auf dem Jahnplatz erreichen. Die Grenzwerte werden bereits seit geraumer Zeit überschritten. Die Zeit des Abwartens ist vorbei und es muss endlich im Sinne der Gesundheit von Mensch und Umwelt gehandelt werden! Wir unterstützen den Vorschlag von Umweltdezernentin Anja Ritschel, im Rahmen einer Sondersitzung unter Beteiligung von Vertretern des LANUV die Situation am Jahnplatz zu erörtern.“

Dominic Hallau, Kreisvorsitzender des KV Bielefeld: „Gegen gemessene Jahresmittelwerte mit einer 3-Monatsmessung in der traditionell weniger belasteten Frühjahrszeit zu argumentieren zeigt eine Unseriösität, die ich dem Handelsverband nicht zugetraut hätte. Dass Bielefeld ein Feinstaub- und Stickoxidproblem wie viele andere Großstädte in Deutschland hat, kann nicht wegdiskutiert werden.“