Grundschulen gerecht weiterentwickeln

Im Schul- und Sportausschuss haben GRÜNE jetzt mit festgelegt, welche Schulen einen zusätzlichen Zug bekommen. Das und auch der Neubau von drei Grundschulen ist nötig, weil die Zahl der Schüler*innen bis zum Schuljahr 2025/26 um 1.800 steigt. „Uns war es wichtig, der sozialen Spaltung etwas entgegen zu setzen und herausfordernde Schülerschaften weiter in kleineren Schulen lernen zu lassen“, sagt Hannelore Pfaff, Mitglied im Schulausschuss. „Ziel muss immer eine vielfältige Schülerschaft sein“. Ihre Rede zur Bückhardt- und Diensterwegschule am 22.06.2020 im Schul- Sportausschuss:

Mir fiel ein Zitat von Dieter Hildebrand (dt. Kabarettist) in die Hände: Mich regt die Tatsache auf, dass sich darüber niemand aufregt

Die Vorlage der Verwaltung sieht vor, die Diesterweg-Schule um einen Zug zu erweitern – und die Bückardtschule zügig zu lassen. Aus guten Gründen. Der wichtigste Grund aus unserer Sicht ist, wie die Verwaltung schreibt: „Durch die Erweiterung der Diesterwegschule könnte einer sozialen Segregation erfolgreich begegnet werden“.  Stattdessen soll nun dieser Punkt „d“, wie es die SPD vorschlägt, geändert werden: Jetzt sollen wir die Bückardtschule mit einem Zug mehr ausstatten. Wohingegen die Diesterwegschule so bleiben soll, wie sie ist.

Die Vorlage der Verwaltung soll im Punkt „d“ buchstäblich auf den Kopf gestellt werden. Im Klartext: Die Schule mit starker Schülerschaft soll so kuschelig klein bleiben wie sie ist. Und die Schule mit der herausfordernden Schülerschaft soll wachsen – und mit dem dritten Zug auch die Herausforderung. Das ist aus unserer Sicht der falsche Weg.

Wir räumen durchaus ein, dass das Gelände der Diesterwegschule schwierig ist. Aber der Platz/ die Fläche sollte die Entscheidung aus unserer Sicht nicht allein bestimmen.

Die heterogene Schülerschaft der Diesterwegschule ist bekannt. So bekannt wie die Schülerschaft der Bückardtschule. Hier ist der Anteil der Kinder mit Migrationsgeschichte auf 100 Prozent gestiegen. Und zwar nachdem die verpflichtenden Schulbezirksgrenzen Ende der Nuller Jahre abgeschafft wurden. Inzwischen melden 50 % der Eltern aus dem Schuleinzugsbereich ihre Kinder nicht an Bückardtschule an, sondern unter anderem an der Diesterweg- oder auch an der Fröbelschule. 

Was dabei heraus gekommen ist, drückt die Schulleiterin Bettina Westermann-Scharf so aus: „Viele engagierte Eltern unserer Schule bedauern, ihre Kinder nicht mit der deutschen Kultur vertraut machen zu können, da das Leben an der Bückardtschule mulitkulturell mit Ausnahme der deutschen Kultur ist“.

Die Schülerschaft bringt besondere Anforderungen mit sich und verlangt eine besondere Förderung der Schüler*innen. Dafür ist die zweizügige Bückhardtschule gut aufgestellt, mit relativ kleinen Klassen, genügend Schulsozialarbeit, mit genügend Räumen und mit Lehrerinnen und Lehrern, die sich dieser Herausforderung engagiert stellen. Das Kollegium stützt die etwa 180 Schüler*innen heute sehr gut. Wenn ein weiterer Zug dazu kommt wird es ein Problem geben. Denn warum sollte ein weiterer Zug zu einer heterogenen Schülerschaft führen?

Wir möchten, dass auch die Bückardtschule eine bunt gemischte Schülerschaft hat – und das Verhältnis von deutschen Kindern und solchen mit Migrationsgeschichte ein gutes ist. Denn das ist eine Frage von Bildungsgerechtigkeit. Wer da etwas zur Bückardt- und zur Diesterwegschule wissen möchte, der schaue bitte in den jüngsten Lernreport von 2018 auf Seite 84 die Grafik „Bildungsrelevante soziale Belastungen und Gymnasialempfehlungen“ an.

Aber zurück zur Frage, wie lässt sich die Schülerschaft verändern: Ja, durch veränderte Schuleinzugsbereiche und die Ablehnung der Diesterwegschule von Schüler*innen aus dem Bückardtschul-Bereich können dazu beitragen. Die Schule ließe sich weiter stärken mit ihrer Uni-Kooperation oder mit einem Übergangsprojekt. Und wenn sich das endlich herumspricht und bildungsnahe- und ferne Familien ihre Kinder hier anmelden, der Elternwille switcht und sich die Schülerschaft durchmischt, DANN können wir auch über einen dritten Zug reden.

Ja, so eine Entwicklung braucht Zeit. Und wir hören heute hier, dass wir diese Zeit nicht haben. Dass es nicht um Mehrklassen geht, sondern nur noch um Züge. Wenn wir also heute die Entscheidung fällen müssen, welche Schule den 3. Zug bekommt – und es nach den Vorstellungen der SPD die Bückardtschule mit der schwächeren Schülerschaft sein soll – dann, so Leid es mir tut, können wir GRÜNE nicht zustimmen.

Ich sollte vielleicht noch anmerken, dass Frau Trachte mit der Einschätzung zur Bückardtschule mit uns konform geht. Genauso wie Frau Schönemann.

— Es gilt das gesprochene Wort —