Sekundarschule oder 5. Gesamtschule? Rückenwind für integrierte Schulsysteme in Bielefeld

Fotolia 36204078 S

Über 40 Interessierte kamen am Samstagvormittag auf Einladung der GRÜNEN Ratsfraktion und diskutierten über aktuelle Fragen der Schulentwicklungsplanung in Bielefeld. Inge Schulze, schulpolitische Sprecherin der GRÜNEN Ratsfraktion, begründete die Fragestellung der Veranstaltung „Sekundarschule oder 5.Gesamtschule?” auch im Hinblick auf die am 25.09.2012 im Schulausschuss zu treffende Grundsatzentscheidung.

Die demografische Entwicklung, das geänderte Schulwahlverhalten und die geänderten Ansprüche aus der Arbeitswelt mit einem Druck zu immer höheren Schulabschlüssen erforderten aus ihrer Sicht ein Schulsystem, das die Frage der individuellen Abschlüsse möglichst lange offen halte. In der Bildungsbenachteiligung von Kindern in Stadtbezirken mit hohen sozialen Risiken sieht sie ein weiteres Argument für den Ausbau integrierter Schulsysteme. Gleichzeitig erinnerte sie aber auch daran, dass Versuche, in Bielefeld Schulen für ein längeres gemeinsames Lernen zu gründen, in den letzten Jahren mehrfach, wie zuletzt in Jöllenbeck, scheiterten. Notwendig sei also Rückenwind aus Schulen und Elternschaft.

schulveranstaltung2012-09-22

Die schulpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion, Sigrid Beer, betonte, dass das Land mit der Änderung des Schulgesetzes die Voraussetzungen dafür geschaffen habe, jenseits ideologischer Festlegungen vor Ort passende Konzepte in der Schulentwicklung umzusetzen. Mit der neuen Sekundarschule und den erleichterten Gründungsvoraussetzungen für Gesamtschulen hätten die Verantwortlichen nun erleichterte Möglichkeiten, mit Schulen des längeren gemeinsamen Lernens neue Signale in der Schulentwicklung zu setzen. Sie warnte zugleich davor, Hauptschulen ohne konzeptionelle Änderungen einfach das Etikett „Sekundarschule” zu verleihen. Schulträger, Schulen sowie Lehrerinnen und Lehrer forderte sie auf, tragfähige Konzepte für neue Schulen zu entwickeln und umzusetzen.

Für den GEW-Stadtverband erneuerte Thomas Buch die Forderung nach einer schnellen Gründung einer 5. Gesamtschule in Bielefeld. Seit mehr als 10 Jahren werde der Elternwille nach einer weiteren Gesamtschule missachtet. Dies belegten die anhaltend hohen Ablehnungen in der 5. Klasse der Gesamtschulen (durchschnittlich rd. 150) genauso wie die Ablehnungen von Anmeldungen in die Oberstufe (ca. 120 pro Jahr).

An der engagierten Diskussion beteiligten sich viele der über 40 Anwesenden, darunter zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer und Mitglieder des Schulausschusses. Gefordert wurde vielmals „mehr Mut” von der Politik, die entscheidenden Schritte für mehr längeres gemeinsames Lernen in Bielefeld endlich einzuleiten.

Der Hinweis von Sigrid Beer, dass es ohne ausgearbeitetes Konzept zum kommenden Schuljahr wohl nicht mehr zu einer Genehmigung einer neuen Sekundar- oder Gesamtschule kommen könne wurde von den Anwesenden eher als Ansporn gesehen. Innerhalb eines Jahres könnten so tragfähige Konzepte entwickelt werden, die dann zum Schuljahr 2014/2015 umgesetzt werden könnten. So sah Inge Schulze den fraktionsübergreifenden Antrag im Schulausschuss am 25.09.2012 denn auch als Startschuss für die weitere Debatte – und freute sich auf die breite Unterstützung für integrierte Schulformen in Bielefeld durch eine engagierte Eltern- und Lehrerschaft.