Gellershagenpark / Pflegewohnheim Haus Laurentius

Das Pflegewohnheim Haus Laurentius an der Weihestraße in Schildesche ist in die Jahre gekommen. Gerade im Sanitärbereich sind dringend Umbauten erforderlich, um die Anforderungen zu erfüllen, die heutzutage an Pflegeeinrichtungen gestellt werden. Die Lage vor Ort ist schwierig: Eine Sanierung im Bestand lehnt der Kostenträger aus wirtschaftlichen Gründen ab. Für einen Neubau im Gellershagenpark müssten ungefähr 35 ökologisch-wertvollen Bäume im Alter von 50 Jahren gefällt werden. Ein Alternativstandort könnte die Lösung des Problems sein. Die Suche gestaltete sich aber schwierig und bislang leider ohne Ergebnis.

Im Endeffekt müssen hier wichtige Interessen gegeneinander abgewogen werden. Die perfekte Lösung, die alle Seiten zufriedenstellt, scheint es leider nicht zu geben. Hier unser Brief an die Bürgerinitiative “Unser Gellerhagenpark” in der Sache:

Sehr geehrte Damen und Herren der BI „Unser Gellershagenpark“,

für Ihr Interesse an meiner Position  zu dem geplanten Ersatzbau für das Pflegewohnheim  Haus Laurentius an der Weihestraße gegenüber der Christkönig-Kirche danke ich Ihnen.

Zunächst: Ich will nicht verhehlen, dass wir als GRÜNE uns hier in einer schwierigen Situation befinden, in der uns Entscheidungen nicht leicht fallen – und ich weiß, dass auch die Vertreter*innen der GRÜNEN in der BV Schildesche und im Stadtentwicklungsausschuss es sich in dieser Sache nicht leicht machen.

Wie Sie wissen, hat die Stadt Bielefeld bereits vor ca. 15 Jahren dem Träger des Hauses Laurentius, dem „Verband Katholischer Altenheime“ (VKA), dieses Grundstück angeboten, auf dem durch den 1962 verabschiedeten Bebauungsplan Baurecht besteht – ein Angebot, das zu einer Zeit unterbreitet wurde, als die Sensibilität gegenüber dem Thema Erderwärmung / Klimaschutz – leider – noch nicht so ausgeprägt war. Heute wäre ein solches Angebot aus meiner Sicht unmöglich. Das Sozialamt der Stadt Bielefeld hat im Herbst 2016 aufgrund einer Kostenabschätzung durch den LWL als überörtlichem Träger der Sozialhilfe, dem VKA bestätigt, dass ein Neubau einer Renovierung im Bestand aus Kostengründen vorzuziehen sei. Daraufhin ist der VKA in die konkrete Bauplanung eingestiegen.

Erstmals im Frühjahr 2018 wurde die Bezirksvertretung Schildesche mit den schon weit gediehenen Plänen konfrontiert. Die Vertreter*innen der GRÜNEN haben – z.T. zusammen mit den Vertreter*innen der anderen Parteien in der BV – nach einigen Vorort-Terminen und Gesprächen u.a. mit dem Umweltamt und dem Umweltbetrieb dafür gesorgt, dass die geplanten Baugrenzen deutlich verkleinert werden und dass der alte Baumbestand (die beiden großen Hofeichen-Gruppen) sowohl durch das Gebäude selbst als auch durch die  Baudurchführung nicht beschädigt werden sollen.  (Ob das im Blick auf die zur Jöllenbecker Straße hin gelegene Baumgruppe dauerhaft tatsächlich erreicht wird, mag angezweifelt werden.)

Parallel dazu haben die Vertreter*innen der GRÜNEN intensiv nach alternativen Bauplätzen im Stadtteil gesucht und auch alle Vorschläge Ihrer BI ernsthaft geprüft. Insbesondere wurde Kontakt zum Katholischen Gemeindeverband und der Kirchengemeinde Christkönig aufgenommen mit dem Ziel, das Altenheim auf dem Kirchengelände zu errichten – leider ohne Erfolg. Noch in den letzten Tagen hat der grüne Bezirksbürgermeister erneut Kontakt mit dem Pastoralverbund und dem VKA aufgenommen, um mit neuen Ideen doch noch einen Neubau auf dem bisherigen Grundstück  zu erreichen.

Ich verstehe, dass  Sie hier kein geradlinig-konsequentes Verfolgen der Klimaziele erkennen können. Die Kommunalpolitik hat allerdings immer mehrere Ziele zugleich zu verfolgen; dazu gehört z.B. die Versorgung der Bevölkerung mit wohnortnahen Pflegeplätzen. Das Haus Laurentius ist in der kommunalen Altenhilfe-Planung unverzichtbar, sodass hier eine schwierige Abwägung stattfinden muss. Die „Doppelstrategie“ – Suche nach Alternativen und parallel baurechtliche Vorbereitung für den Fall, dass das nicht gelingt – ist für mich daher gut nachvollziehbar. Außerdem ist zu bedenken, dass sich die Kommune auch als verlässlicher Partner gegenüber den Trägern von sozialen Einrichtungen verhalten muss, die für die Versorgung der Bevölkerung mit sozialen Dienstleistungen in unserem Sozialsystem eine wichtige Rolle spielen.

Ihren Vorschlag, Grundstücke wie das am Rande des Gellershagenparks gelegene, nicht zu verkaufen, sondern in Erbpacht zu vergeben, finde ich sehr sympathisch und nachvollziehbar. Falls ich als Oberbürgermeisterin gewählt werden sollte, werde ich mich dafür einsetzen – aber so oder so diese Idee an meine Parteifreunde im Bezirk und im Betriebsausschuss des Immobilienservicebetriebs weitergeben.

Die Gefahr, dass nach und nach das Grundstück des Neubaus – wenn es dazu kommt – in den Park hinein erweitert wird, sehe ich nicht. Soweit ich informiert bin, sieht der neue B-Plan-Entwurf eindeutig vor, dass die an das für die Bebauung vorgesehene Grundstück  anschließende Fläche als „öffentliches Grün“ ausgewiesen wird. Ein Verkauf für private Zwecke wäre damit nicht möglich. Mit der vorgesehenen Planänderung wird nach meinem Kenntnisstand formal-planerisch der Gellershagenpark größer als bisher.

Das von Ihnen beschriebene Problem des Verlustes einer kleinräumigen Frischluftschneise entlang der Weihestraße sehe ich durchaus auch. Für den Fall, dass es zu keinem Alternativ-Standort kommt (was ich immer noch hoffe), wird man das in Kauf nehmen müssen. (Der von Ihnen seinerzeit vorgeschlagene Alternativstandort im Grünzug an der Jöllenbecker Straße wäre allerdings nach meiner Einschätzung ein noch schwerwiegenderer Eingriff in die Frischluftversorgung gewesen). Als “Chefin“ der Stadtverwaltung wäre mir wichtig, dass seitens der Verwaltung die Aspekte der Frischluftversorgung und des Stadtklimas eine noch größere Rolle spielen muss und dass solche Verkaufsangebote wie seinerzeit mit dem Grundstück an der Weihestraße nicht mehr passieren dürfen.

Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Haarmann