Unsere GRÜNE Stellungnahme:
Das Bielefelder Drogenhilfekonzept hat sich seit mehr als dreißig Jahren bewährt. Durch Ergänzungen und Erweiterungen konnte den geänderten Anforderungen immer wieder Rechnung getragen werden. Insbesondere das Drogenhilfezentrum in der Borsigstraße, in dem auch Methadon unter ärztlicher Kontrolle verabreicht wird, hat sich dabei bewährt. Eine Besonderheit des Drogenhilfekonzepts ist, dass es sich ausschließlich an Bielefelder*innen richtet.
Für eine kleine Gruppe von Betroffenen kann die Vergabe von Diamorphin, einem pharmazeutisch hergestellten Medikament auf Heroinbasis, sinnvoll sein. Deshalb sollte auch in Bielefeld über eine entsprechende Erweiterung des Drogenhilfekonzepts nachgedacht werden. Gespräche zwischen verschiedenen Akteuren finden offensichtlich bereits statt und werden von der GRÜNEN Ratsfraktion ausdrücklich unterstützt.
Wenig zielführend ist jedoch die geplante Diamorphin-Praxis, die der Düsseldorfer Arzt Dr. Plattner, demnächst in Bielefeld eröffnen möchte.
Joachim Hood, Ratsmitglied der GRÜNEN und stellvertretender Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses: „Sowohl die Größe der Praxis, als auch deren Einzugsbereich und der Standort passen in keiner Weise zu unserem Drogenhilfekonzept. Während Fachleute von 50-70 Menschen ausgehen, für die eine Diamorphinvergabe in Bielefeld sinnvoll wäre, plant Plattner eine Praxis, die auf 200 bis 300 Patient*innen ausgelegt ist. Er erwartet Menschen aus der gesamten Region. Es werden also sehr viele Menschen dabei sein, die wir nicht in unser bestehendes Hilfesystem einbeziehen können. Durch die Lage der Praxis in der Nahariyastr. ist eine Verschärfung der Situation an der „Tüte“ zu erwarten, die wir nicht wollen!“
Die GRÜNEN erwarten von der Bezirksregierung in Detmold, die Genehmigungsbehörde für die geplante Praxis ist, dass sie die Situation in Bielefeld berücksichtigt und die Praxis in der beantragten Form verhindert.
Wenig hilfreich ist aus Sicht der GRÜNEN das Statement von „medikus.da“ (Inhaber: Dr. Plattner) bei Instagram (23. 7. 2022), in dem „Organisationen in Bielefeld, Essen und Dortmund“ vorgeworfen wird, „mit sehr durchsichtiger Kooperationsverweigerung“, Drogentote durch mangelnde Behandlung durch Diamorphin in Kauf zu nehmen.