29.04.2014: Ein Kulturhaus für Bielefeld

Dran bleiben am Kulturhaus

Einpeitschende Reden? Fehlanzeige. Beim Grünen Wahlkampfauftakt ging es um die Inhalte, um die Zukunft – um ein Kulturhaus für Bielefeld.

„Uns Grünen ist Kultur wichtig“, sagte Oberbürgermeister-Kandidat Klaus Rees. „Kultur macht unsere Stadt lebenswert. Und: Kultur schafft auch Arbeitsplätze“. Das sind starke Gründe, die Situation von Kreativen und Künstler*innen in Bielefeld zu verbessern – zum Beispiel mit einem Haus, wo sich Kulturschaffende vernetzen, arbeiten und zeigen können. „Diese Idee lohnt sich voranzutreiben“, warb Rees. „Das Projekt dürfen wir nicht gleich zerreden, etwa weil mit Geld von der Stadt nicht zu rechnen ist.“

Wie so ein Kulturhaus ohne öffentliche Gelder aussehen kann, berichtete Reinhard Wiesemann im rappelvollen Foyer des Theaterlabors. Er hat vor zehn Jahren viel Geld in die Hand genommen und das Unperfekthaus in Essen gegründet. Dort bekommen Kreative und Künstler*innen Bühnen, Technik und Arbeitsräume – umsonst. Die einzige Voraussetzung: Sie müssen sich zeigen und öffentlich arbeiten wollen. Denn das Geld kommt über Besucher*innen des Unperfekthauses rein, die dort Betriebsfeste feiern, Seminare besuchen oder an Tagungen teilnehmen. „So verschaffen wir den Kreativen Publikum“, erklärt Wiesemann seine Geschäftsidee und versichert: „Das Projekt würde auch schwarze Zahlen schreiben, wenn ich nicht immer wieder neue Projekt wie das Mehrgenerationenhaus oder das Proberaumzentrum für Bands aufbauen würde“. Inzwischen nutzen über 1.100 Menschen aus fast 20 Ländern das Unperfekthaus.

Das Konzept begeisterte, auf Bielefeld übertragbar ist es aber nicht. Dafür fehlt ein Investor wie Reinhard Wiesemann. „Aber die Diskussion ist ja erst am Anfang“, sagte Lina Keppler vom Grünen Spitzenteam. Sie erinnerte an die erste Veranstaltung der Grünen zum Thema Kultur- und Kreativwirtschaft im Dezember. Der Blick über den Tellerrand mit Reinhard Wiesemann sei ein weiterer Schritt. „Wir GRÜNEN bleiben dran“, verspricht sie. „Wir wollen mit Interessierten und Kulturschaffenden ins Gespräch kommen. Also: Mitmischen erwünscht“.