Einleitung von Frackingwasser ins öffentliche Kanalnetz stoppen!

In NRW ist die Erdgasgewinnung aus Fracking unzulässig. Aus GRÜNER Sicht aufgrund der immensen Eingriffe in die Natur – aus gutem Grund. Anders liegt die Lage in Niedersachsen: Dort ist Fracking erlaubt, jedoch ist die Entsorgung des kontaminierten Lagerstättenwassers, das Bestandteil des Förderprozesses ist, wiederum nicht erlaubt. Anders die Lage in NRW: Auch wenn Fracking hier nicht erlaubt ist, darf das belastete Wasser aus Frackingprozessen über Entsorgungsfirmen in den Kanalnetzen entsorgt werden.

Was so unglaublich klingt, wird als Schlupfloch des Entsorgungsunternehmens Zimmermann mit Sitz in Gütersloh genutzt, um das Lagerstättenwasser aus Niedersachsen nach Gütersloh zu transportieren und dort, nach einigen Zwischenstopps in mehreren chemischen Behandlungsanlagen, in das Kanalnetz in Gütersloh einzuleiten. Und das mit erheblichen Konsequenzen, wie nun ein Bericht des NDR Niedersachsen und des WDR Köln aufdeckte.

Zwar durchläuft das Industrieabwasser das von Bielefeld und Gütersloh gemeinsam genutzte Klärwerk „Obere Lutter“, dieses ist jedoch nicht in der Lage, die im Wasser enthaltenen hohen Salzfrachten zu entfernen. In der Folge gelangt das versalzene Wasser aus der Kläranlage in die Ems-Lutter. Da die Fluss-Organismen an den Lebensraum Süßwasser angepasst sind, können sie mit den hohen Salzkonzentrationen nicht umgehen und sterben ab. Wasser- und DNA-Proben, die im Sommer im Auftrag des NDR aus der Ems-Lutter genommen und an der Uni Duisburg-Essen ausgewertet wurden, zeigen, dass dort nahezu nichts mehr lebt. Renaturierungen nach Salzschäden sind schwer umzusetzen und langwierig. An der Natur ist somit ein immenser Schaden entstanden. Parallelen zur Umweltkatastrophe an der Oder sind sichtbar.

Paul John, GRÜNE Ratsfraktion Bielefeld, Mitglied der Verbandsversammlung Abwasserverband Obere Lutter: „Es ist ein Unding, dass wir erst durch Recherchen des WDR auf diese Vorgänge aufmerksam wurden. Wir fordern die verantwortliche Bezirksregierung in Detmold auf, die beteiligten Kommunen Gütersloh und Bielefeld in den nächsten Sitzungen von Umwelt und Betriebsausschuss Umweltbetrieb umfassend über die Sachverhalte zu informieren und die Einleitung unverzüglich zu stoppen! Es kann nicht sein, dass aus der umstrittenen Frackingtechnologie stammendes, belastetes Wasser in Bielefeld in die Natur eingeleitet wird.“

Dominik Schnell, GRÜNE Ratsfraktion Bielefeld, Mitglied der Verbandsversammlung Abwasserverband Obere Lutter: „Auch wenn es vielleicht keine Salzgehalt-Grenzwerte für das eingeleitete Wasser gibt, heißt das noch lange nicht, dass die Firma Zimmermann weiter fleißig ihr versalzenes Wasser in die Lutter leiten darf. Zum Schutz unserer Natur brauchen wir hier einen sofortigen Einleitungsstopp des Frackingwassers, bevor noch mehr Schäden entstehen. Hier fordern wir die Bezirksregierung Detmold auf, sofort zu handeln!“

Ingold Klee, Grüne Ratsfraktion Gütersloh, Mitglied der Verbandsversammlung Abwasserverband Obere Lutter: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass sich der Zustand der Lutter wieder verbessert. Die unübersichtlichen Zuständigkeiten und Kompetenzen bei der Bezirksregierung, bei der Stadt und beim Kreis Gütersloh müssen dringend geklärt werden. Die Einleitung von mit Salz belastetem Abwasser in die Lutter muss sofort beendet und die Abwassersatzung der Stadt Gütersloh muss hinsichtlich der Salzeinleitung nachgebessert werden.

Birgit Niemann-Hollatz, GRÜNE Ratsfraktion, stellvertretendes Mitglied der Verbandsversammlung Abwasserverband Obere Lutter: „Das Unternehmen Zimmermann muss dafür sorgen, dass keine Umweltbelastung von ihrem Betrieb ausgeht. Dafür sind sie verantwortlich. Die zuständigen Behörden müssen alles tun, um Schaden von der Umwelt abzuwenden. Ein Schritt, für den wir uns stark machen, ist die Einführung eines verbindlichen Grenzwertes für Chlorid, da der derzeit gültige Richt- bzw. Orientierungswert offensichtlich nicht ausreicht, um die Lutter vor schädlichen Auswirkungen durch Salz zu schützen.