Hitze-Radtour zu vergessenen Baudenkmälern

Runter in den Lutterkanal geht es nur mit Helm und Gummistiefeln

Neun Frauen und Männer haben sich von der tropischen Hitze Anfang Juli nicht abschrecken lassen. Am zweitheißesten Tag des Jahres schwangen sie sich auf die Räder, um „vergessene Baudenkmäler“ zu besuchen. Der Leiter des Umweltbetriebs, Klaus Kugler-Schuckmann, hatte die Interessierten an der Kreuzung Turner-/Ravensberger Straße in Empfang genommen und auf dem Weg zum unterirdischen Rückhaltebecken begleitet. Helm und Stiefel waren Pflicht auf dem Weg zur wohl letzten Besichtigung des Original Lutterkanals, der in den nächsten Wochen durch ein neues Betonrohr ersetzt wird. Neben der angenehmen Kühle, war vor allem der Einblick in den mehr als 100 Jahre alten Kanal sehr beeindruckend.

Durch den Lutter-Grünzug ging es zur nächsten Station. In der Radrennbahn erwarteten Christian Dippel und Eberhard David vom Vorstand des Fördervereins zur Erhaltung der etwas in die Jahre gekommenen Sportstätte die Gruppe. David erinnerte an die ehemalige Fahrradhochburg Bielefeld und die Bedeutung der Radrennbahn mit ihrer einzigartigen Spannbeton-Konstruktion in den 1950er/1960er Jahren. Es geht dem Förderverein darum, das Baudenkmal zu erhalten und es für sportliche sowie andere Veranstaltungen nutzen zu können. Ein Blick in das Innere beeindruckte sehr, zeigte aber auch den Sanierungsbedarf der Anlage deutlich auf. David ist zuversichtlich, dass es gelingt, die Sportstätte wieder mehr in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Eine Machbarkeitsstudie für eine mögliche Sanierung und Weiternutzung sei derzeit in Arbeit.

Versteckt in den Heeper Fichten präsentiert sich noch der mehr als 45 Meter hohe Gasometer der Stadtwerke. Im Jahr 1936 erbaut, sicherte er bis vorletztes Jahr die Gasversorgung. Das imposante Gebäude wird in den nächsten Monaten abgebaut, nachdem verschiedene Umnutzungen zum Beispiel zur Kletterhalle als unwirtschaftlich verworfen werden mussten. Schade, dass damit ein weiteres technisches Bauwerk unwiederbringlich verloren geht!

Die letzte Station der Radtour war der 1906 begonnene und mehrfach erweiterte alte Ringlokschuppen an der Stadtheider Straße. Das bahntechnische Bauwerk ist zwar in den letzten Jahren eher als angesagte location für Konzerte und Feten in aller Munde. Es gibt dort jedoch auch noch den Verein der „Bielefelder Eisenbahnfreunde“, deren Mitglieder einen Teil der historischen Einrichtungen und Gebäude nutzen und instand halten. Der Vereinsvorsitzende Marco Riffelmann führte die historisch Interessierten nicht nur zum denkmalgeschützten ehemaligen Wasserturm, sondern auch in den Werkstatt-Schuppen, der zur Restaurierung von Bahnfahrzeugen genutzt wird. Insbesondere Fahrzeuge, die in Bielefeld und Umgebung eingesetzt waren, stehen im Fokus der unterstützenswerten Arbeit der Eisenbahnfreunde. Eine Fahrt auf der wieder funktionstüchtigen Drehscheibe rundete die vierstündige Radtour ab. Dank und Respekt an alle, die trotz großer Hitze mit dabei waren!