Schottergärten die Rote Karte zeigen!

Die Zahl der Gartenbesitzer, die sich für eine„pflegeleichte Gartengestaltung“ entscheiden, wächst zusehends. Immer öfterwird das Bild der (Vor-)Gärten durch Kies, Schotter, Pflastersteine und dieheckenersetzenden, rumpelsteingefüllten Stahlkäfige, sogenannte Gabbionen,geprägt. Über das ästhetische Empfinden hinsichtlich dieses Anblicks mag manstreiten – oder auch nicht.

Wundern wir uns über das Artensterben? Nicht wirklich. // Bildquelle: Gärten des Grauens

Der Effekt, den solche Gärten haben, sollte allerdingsvor dem Hintergrund des dramatischen Artensterbens vollkommen neu bewertetwerden. Wo Stein und Schotter herrschen, bleibt für die heimische Tier- undPflanzenwelt kein Platz mehr. Ebenso geht es dem Regen, der Probleme hat, imErdboden zu versickern, wenn die Oberflächen mit Pflaster und Asphaltversiegelt oder gar unter den Schotterflächen Folien eingezogen werden. Sobahnen sich die häufiger vorkommenden Starkregen anderweitig ihre Wege.Zusätzlich heizen sich versiegelte und geschotterte Flächen in der Sonne auchstärker auf und kühlen in der Nacht schlechter ab. So bleibt gerade in heißenSommern die Abkühlung während der Nachtstunden aus.

Die vermeintliche Pflegleichtigkeit der „versteinertenGärten“ existiert nur auf den ersten Blick. Werden doch im Laufe der ZeitBlätter, Erde, Substrate und Samen eingetragen. Solcherlei Flächen aufwendig zukrauten, ist eine Herausforderung, der sich viele Gartenbesitzer nicht stellenmögen. Es folgt der Griff zur Giftspritze, zu Glyphosat und anderen Herbizidenund Moosvernichtern, um dem ungeliebten Grünzeug den Garaus zu machen. Undwieder ist die Natur die Leidtragende der Maßnahmen.

Der aktuelle Bericht des Weltbiodiversitätsratsprognostiziert ein Artensterben, das sich möglicherweise zum sechstenMassensterben in der Geschichte entwickeln könnte – und dieses istmenschgemacht.

„Der Uno-Bericht ist ein Weckruf. Wir müssen dringendumsteuern, was Landnutzung und Flächenverbrauch betrifft. Umwelt- undKlimaschutz müssen neu gedacht – und vor allem ernst genommen werden. Nun magman darauf warten, dass die Weichen hierfür auf EU- und Bundesebene gestelltwerden. Doch auch wir in den Kommunen sind gefragt.“, erläutert JensJulkowski-Keppler, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz.„Wir wollen Handlungspotentiale für Bielefeld identifizieren. Die„versteinerten Gärten“ sind ein Bestandteil in diesem großen Komplex, dem wiruns dringend widmen müssen.“

In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt undKlimaschutz wird die GRÜNE Ratsfraktion nachfragen, welche Auflagen bislang inNeubaugebieten und bei der Ausweisung von Gewerbeflächen gemacht werden, um der„Versteinerung“ von Gärten und Außenflächen entgegenzuwirken.

„Die Antwort der Verwaltung soll die Basis fürpolitisches Handeln bilden.“ so Jens Julkowski-Keppler, „Um die Biodiversitätund den Grünanteil in unserer Stadt zu fördern, stehen uns einigeHandwerkszeuge zur Verfügung. Diese reichen von Anreizsystemen für dieEntsiegelung bislang versiegelter Flächen und die ökologischeFreiraumgestaltung über Gestaltungsgebote in Bebauungsplänen bis hin zuVorgartensatzungen. Welches für Bielefeld das Mittel der Wahl ist, um unsereFlora und Fauna vor Ort zu schützen und zu fördern, werden wir im politischenRaum beraten. Und dieses muss zügig geschehen – besser gestern als heute.“