Radfahren in den Niederlanden – was können wir von unseren Nachbar*innen lernen

Ruben Loendersloot – international tätiger Verkehrsplaner – referierte im Sommer 2023 in der Bürgerwache

Die Niederlande sind von Bielefeld gerade zwei Stunden Bahnfahrt entfernt. Für Radfahrende ist es jedoch ein Quantensprung. Dort finden wir breite Radwege mit vielen Tunneln oder Brücken zur Querung von Autostraßen, einen 60 Km langer Radschnellweg direkt hinter der Grenze bei Gronau und viele technische Highlights wie Ampelschaltung per App oder die Grünphasen-Länge einer Fahrradampel je nach Wetterbedingungen.

Um mehr über Möglichkeiten zur Verbesserung des Radverkehrs zu erfahren, luden die GRÜNEN Bielefeld einen international tätigen Verkehrsplaner in die Bürgerwache ein. Ruben Leondersloot hat an Radwegeplanungen in vielen niederländischen Städten, aber auch in Kopenhagen und in Deutschland mitgearbeitet. An Hand von Beispielen erklärte er, wie man den Radverkehr verbessern kann.

Die besten Radwege sind die, wo Radverkehr und Autoverkehr möglichst getrennt sind; also Anwohnerstraßen, Wege im Park oder Wirtschaftswege. In den Niederlanden wurde der Radverkehr enorm gefördert, als man vor ca. 30 Jahren verpflichtend Tempo 30 großräumig in den Innenstädten eingeführte. Nach Aussage des Planers geht es gar nicht darum, den Autoverkehr zu verbieten, sondern öffentlichen Raum endlich fair und damit zugunsten von Rad- und Fußverkehr aufteilt.

Für Ruben Leondersloot ist nicht immer der kürzeste Radweg der beste. Radfahren macht vor allem dort Spaß, wo man nicht ständig auf Einfahrten, Abbiegespuren oder Transporter achten muss. Ein guter Radweg sollte möglichst ohne Ampeln sein, da man die an roten Ampeln verlorene Zeit nie wieder aufholen kann. Deshalb seien in den Niederlanden viel mehr Tunnel und Brücken für Radler zu finden als in Deutschland.

Zum Abschluss lud er Zuhörer*innen zu einem Besuch in das Nachbarland ein. Was für Bielefelder ja sogar mit dem deutschen 49 € Ticket möglich ist.